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Motorradtour 2008 Südnorwegen-Rundfahrt

Das Experiment Norwegen                    Zugang zu den Bildern hier=> Bilder der Tour 

Für 2008 hatten wir uns ein sehr ehrgeiziges Ziel gesteckt. Da wir ja den Süden Europas schon weitestgehend abgefahren haben, lag es nah einmal die Fühler in nördliche Richtung auszustrecken. Da man von den Norwegern ja schon viel Interessantes gehört hatte, war das Ziel schnell gefunden. Also hab ich mich schonmal im Herbst mit den obligatorischen Karten und Infomaterial eingedeckt und den halben Winter Mit der Routenplanung beschäftigt.

Inzwischen haben wir Mitte Mai, ein Teil der Sachen wie Zelt, Schlafsack, Isomatte und Geschirr sind schon verpackt, und die Test- und Einfahrrunde mit Michael zum Rhein an Burg Liebenstein ist auch schon absolviert. Dieses Jahr sind wir wieder einmal zu viert unterwegs. Da wäre einmal Stefan auf der bewährten Africa Twin mit neuer Kupplung, unser Bernd mit der BMW R80 mit repariertem Bremssattel und überholter Lichtmaschine, Michael mit seiner 900-er Yamaha die neue Reifen drauf hat, und ich mit der BMW 1200 GS, die sich vorher noch einem Rückruf wegen Bremsleitungstausch unterziehen musste. Mal sehen mit welchen Wehwehchen wir dieses Jahr herum schlagen müssen, der Statistik nach müsste dieses Jahr aber alles gut gehen.  

Ein Anruf bei der ColorLine, der Fähre die uns von Hirtshals nach Kristiansand bringen soll, bringt schon die erste Überraschung. Die Fähre ist am geplanten Überfahrtstag voll, und die anderen Tage ist es auch schon knapp. Also nix mal mit schnell da hin fahren, Ticket kaufen, aufs Schiff, und mal nach Norwegen schippern. Nein, ich hab jetzt schön ordentlich und ganz schnell die letzten 4 Plätze gebucht mit festen Termin und dafür einem akzeptablen Preis ( hin und zurück für 4 Personen incl. 4 Motorräder für 310 Euro) Um das erste Quartier vor der dänischen Grenze in Handewitt-Timmersiek bei der Frau Lorenzen ist auch gebucht, da können wir für 20 Euro übernachten.

 

07.06.2008 Niederjosbach, Kassel, Hannover, Mittellandkanal, Hamburg, Elbtunnel, Nord-Ostsee Kanal, Handewitt   663 Km

Wie immer (fast) pünktlich um 9.00 Uhr haben wir uns bei Bernd eingefunden um uns zu verabschieden und mit Geleitschutz von Gabi und Thomas Richtung Königstein aufzubrechen. Wir erreichen die A5 und nehmen Kurs Richtung Norden. Nach einigen Pausen fürs Hinterteil ereichen wir den Rasthof Harz zum Tanken und zur Mittagsrast. Ein Gewitter überbrückt die Zeit der Nahrungsaufnahme und wir können die Reise im trockenen fortsetzen. Bei Hannover überqueren wir den Mittellandkanal und in Hamburg unterqueren die Elbe im Elbtunnel. Ganz interessant, aber sowas können wir später noch viel besser. Das Land wird immer flacher. Die letzte Erhebung, die wir nehmen ist die Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal, wo der Wind doch schon recht ordentlich bläst. Gegen 17.15 Uhr erreichen wir unser Nachtquartier in Handewitt-Timmersiek zu dem uns die Navis fehlerfrei führen. Frau Lorenzen hat wegen Abwesenheit den Schlüssel in den Briefkasten gelegt, wir können also ohne Probleme ins Haus. Nach auspacken und duschen wird uns der Küsten-Treff zum Abendessen empfohlen, der zu Fuß gut erreichbar ist. Dort können wir sogar unser Bier selbst zapfen. Nachdem wir gut gestärkt nach Hause kommen schauen wir uns das EM-Spiel Portugal : Türkei an (2:0) und schlafen danach hervorragend. 

Sammeln zur Abfahrt bei Bernd zu Hause                                           Unser Quartier in Handewitt                                                        Leuchtturm von Hirtshals (Dänemark)

 

08.06.2008 Handewitt, dänische Grenze, Kolding, Arhaus, Ahlborg, Hirtshals  371 Km (1034 Km)

Nach einem super Frühstück (sowas kriegen wir die nächsten Tage garantiert nichtmehr) geht es zur Tankstelle und anschl. auf die Autobahn über die dänische Grenze weiter immer Richtung Norden auf der E45. Nach einem weiteren Tankstopp und einer kleinen Mittagsrast aus dem Proviantkoffer erreichen wir am Nachmittag den Hafen von Hirtshals. Hier sieht alles sehr verlassen und ausgestorben aus. Wie sich später herausstellt ist hier nur etwas los, wenn gerade mal ne Fähre kommt oder abfährt. Wir suchen Quartier im Vandererheim und durchqueren den Ort in alle Richtungen, leider ziemlich erfolglos. Doch dann finden wir eine kleine Wohnung für 600 DKr (85 Euro) bei Jette Sörensen, die uns für die eine Nacht völlig ausreicht. Michael muß zwar mit dem Kopf vor dem Kühlschrank schlafen, dafür hat er´s aber etwas kühler. Wir beziehen die Bude, holen Geld am Automaten und gehen noch schnell einkaufen, da sonntags um 17.00 Uhr die Läden schließen. Wir müssen uns ja um Abendessen und Frühstück selbst kümmern. Danach unternehmen wir noch eine kleine Expedition zum Leuchtturm und zum Bunkermuseum. Man könnte meinen die ganze dänische Küste besteht aus Bunkern aus dem 2. Weltkrieg, so viel Beton wurde dort in den Dünen versenkt. Zum Abendessen holen wir uns Pizza und schauen uns das Spiel Deutschland : Polen (2:0) an. Danach gehts schnell in die Koje, denn morgen wird es ein interessanter Tag mit der Überfahrt nach Norwegen.

Der Hafen von Hirtshals                                                                      Dünenlandschaft mit Bunkern gespickt                                 Zum Abendessen Pizza und Fußball

 

09.06.2008 Hirtshals, Fährpassage Norwegen mit Color Line, Kristiansand, Mandal, Avik  77 Km (1111 Km)

Bernd besetzt gegen 7.30 Uhr als erster das Bad, währen der Rest so langsam in die Pötte kommt und das Frühstück vorbereitet. Wir wollen spätestens gegen 11.00 Uhr an der Fähre sein, da wir in dieser Richtung alle ziemlich unerfahren sind. Nachdem alles zusammengepackt ist gelingt uns auch das. Die Aufstellungszone ist noch total leer als wir eintreffen, das ändert sich aber schnell, da das Schiff heute ja ausgebucht ist. Unglaublich was da alles reinpasst. Um kurz vor 12.00 Uhr dürfen wir endlich hineinfahren und die Motorräder verzurren. Unser Bernd stolpert dabei über die Gurte von seinem Nachbarn und verknaxt sich den Fuß. Die Organisation des ganzen Spektakels mit den vielen LKW´s und Wohnmobilen die bei uns im Unterdeck stehen verläuft überraschend gut. Wir begeben uns auf das Passagierdeck und genießen das Auslaufen aus dem Hafen. Bei strahlend blauem Himmel überqueren wir in 3.15 Stunden den Skakerak und holen uns einen ordentlichen Sonnenbrand. Es weht eine extrem steife Briese, da das Schiff  der Colorline mit 50 Km/h gen Norden eilt. Nach einem kleinen Mittagssnack im Bordrestaurant ereichen wir gegen 16.00 Uhr Kristiansand. Michael schafft es gerade noch so nach seiner letzten Zigarette das Motorrad rechtzeitig loszubinden und vom Schiff zu fahren. Als wieder alle beisammen sind geht es direkt Richtung Mandal, wo ich noch meine norwegischen Kronen besorge. Die Quartiersuche beginnt und die erste Frau die ich anspreche ist eine deutsche Auswanderin, deren Mann uns gleich telefonisch eine Wohnung in Avik klar macht.  Avik ist das südlichste Fischerdorf Norwegens und ist, wie ich jetzt erst im Internet erfahre, weit über die Grenzen hinaus als Anglerparadies bekannt. Wir fahren noch gute 15 Km über einspurige Straßen bis wir ankommen. Nachdem die Vermieterin endlich gefunden ist beziehen wir ruckzuck die Räumlichkeiten. Heute zahlen wir 800 NOK (ca. 115 Euro) für alles. Stefan und ich übernehmen die Beschaffung des Abendessens und des Frühstücks, was uns nochmal 30 Km Weg einbringt. Der nächste Supermarkt ist nämlich doch ganzschön weit weg, für Norweger scheint das aber normal zu sein. Wir dachten schon wir wären total falsch, bis ich dann doch eine Frau mit einer Spar-Tüte sehe. Nach Spaghetti mit Hackfleischsauce, der Hessenschau !!! und einigen Bierchen geht´s in die Koje. Heute schlafen wir das erste Mal im Schlafsack, da doch wenig Bettenausstattung vorhanden ist.

Die nagelneue Super Speed 2 der Color-Line                                    Die vier Globetrotter auf hoher See                                        Das malerische Fischerdörfchen Avik

 

10.06.2008 Avik, Lindesnes, Flekkefjord, Stavanger, 3x Meerunterquerung, Fährpassage (im Sturm) Insel Vestre Bokn Rogaland 271 Km (1382 Km)

Zur Abwechslung ist heute Stefan mal der erste der aufsteht, da ihm die Sonne ins Gesicht scheint. Wir basteln unser Frühstück, satteln auf und verlassen relativ zügig unsere Unterkunft. Wir wollen wieder zurück auf die E39 die uns díe nächsten Tage begleiten wird. So ganz treffen wir aber nicht den Abzweig und fahren so völlig unbewusst an den südlichsten Zipfel Norwegens, nach Lindesnes. Auch sehr bekannt und bei Wohnmobilisten sehr beliebt. Wir fahren die 20 Km wieder zurück und treffen auf die E39 auf der wir Kurs Richtung Flekkefjord nehmen. Wir kommen durch die ersten Tunnels und über die ersten Brückenbauwerke. Das Wetter zeigt sich langsam auch von der norwegischen Seite und wir treffen im Regen in Flekkefjord ein. Dort wir erstmal neuer Sprit getankt, bevor wir uns den Tipp meines Sangesbruders Eberhard Schulz annehmen die E 39 zu verlassen und die interessante Variante über die 44 Richtung Egesund zu nehmen. Dieser Tipp ist sehr empfehlenswert, leider hat bei uns das Wetter nicht so ganz mitgespielt auf dem Kurs durch die karge Gebirgslandschaft. Gegen Nachmittag treffen wir in Stavanger ein und fahren direkt in die Innenstadt. Die Mautbrücken interessieren uns nicht, da Motorräder glücklicherweise befreit sind. Im Zentrum angekommen legst sich Bernd´s Kuh erstmal zur Ruhe auf die Seite, ist aber schnell wieder aufgerichtet. Wir sehen uns im Hafen um, besichtigen die Ausstellung zur Erdölförderung und erfreuen uns am neuerlichen Regen. Stavanger ist die Erdölhauptstadt Norwegens, dementsprechend ist auch für norwegische Verhältnisse die Hölle los. Da wir nicht so recht wissen was wir in dieser Stadt noch so anstellen sollen entscheiden wir uns den Weg nach Norden fortzusetzen. Wir kommen auf gut ausgebauten Straßen aus der Stadt heraus, die dann auf ihrem Weg gen Norden auf einmal in einen Tunnel mündet der uns unter dem Meer hindurch führt zur nächsten Insel. Das ganze machen wir 3x, wobei alle Tunnels ungefähr eine Länge von 8 Km haben. Es geht 4 Km mit 8% abwärts, unten einige 100 m gerade aus, und dann wieder 4 Km mit 8% aufwärts. Wir befinden uns 260m unter dem Meer, der niedrigste hat "nur" 220m unter NN. Total faszinierend, da ist der Elbtunnel ein Kindergeburtstag. Irgendwann reicht aber auch kein Tunnel mehr, wenn die Distanz zu groß wird. Zum Übersetzen auf die Insel Vestre Bokn brauchen wir die Fähre, die uns in ca. 50 min auf die andere Seite bringt. Diese 50 min. haben es aber in sich !!! Michael und Bernd gönnen sich an Bord ein verspätetes Mittagessen, während wir das Hafenbecken verlassen. Das Wetter ist äußerst schlecht und sobald wir auf´s offene Meer kommen zeigt die Nordsee was in Ihr steckt. Der Security Guard der Besatzung kommt angerannt und warnt uns vor "STRONG SEE" wir sollen schnell unter Deck die Motorräder sichern. Stefan und ich rennen nach unten, und sehen die Bescherung. Bernds Kuh hat den Seegang nicht überstanden und ist umgefallen. Wir binden Michaels Motorrad mit einer Kordel ans Geländer und halten unsere Motorräder so gut wie es geht fest. Bei jeder 3 Welle kommt ein Brecher über die Frachtraumöffnung herein und überschüttet uns mit hunderten Litern Salzwasser. Wir haben zum Glück die Regenkombis an, sonst wären wir in 1 min klatschnass gewesen. Die LKW´s die in Reihen mit 1m Abstand stehen berühren sich fast oben mit ihren Aufbauten. Mit dem Security Guard stellen wir Bernds Kuh wieder auf die Füße, allerdings hat es die Cockpitscheibe zertrümmert. Als Michael und Bernd vom essen nach unten kommen ist der Spuk schon fast vorbei, und wir erreichen das rettende Ufer. Nach Verlassen der Fähre machen wir zuerst einen Schadenscheck, der dann doch zum Glück, bis auf den Verlust der Scheibe, relativ harmlos ausfällt. Auf der Weiterfahrt muckt allerdings Stefans Africa Twin, die das Salzwasser an ihrer Zündung wohl nicht so recht vertragen hat. Sie stottert, zieht nicht und hat keine Drehzahl mehr. Wir versuchen eine Unterkunft zu finden um das Problem in den Griff zu bekommen, allerdings findet sich hier so leicht nichts. Ein Einheimischer sieht uns beratschlagen und nach kurzer Frage bringt er uns zu einem Bauernhof mit "Campingplatz" in einiger Entfernung. Wir landen gegen 18.00 Uhr bei einem Bauern der uns eine Holzhütte auf der Wiese für 380 NOK (ca. 40 Euro) überlässt. www.kleivaa.no Toilette und Dusche sind beim Kuhstall, aber sauber und mit warmen Wasser. Heute müssen wir zudem Abendessen und Frühstück aus den Proviantkoffern bestreiten, da es weit und breit keine Möglichkeit gibt einzukaufen. Wir richten uns in der doch etwas beengten Hütte ein und nutzen den Wasserschlauch am Spülbecken auf der Wiese um die Motorräder von ihrer Salzfracht zu befreien. Und siehe da, die Africa Twin will auf einmal doch wieder !!! Nach duschen und essen machen wir es uns in der Hütte ohne Radio und TV gemütlich und harren der Dinge was morgen auf uns zu kommt. Gegen 23.00 liegen wir in der Falle, Bernd´s Frust über die kaputte Scheibe haben wir mit Jägermeister und Gurktaler aus heimischen Beständen kuriert.

Der südlichste Punkt Norwegens / Lindesnes                            Schwerer Seegang auf der Nordsee                                        Unser gemütliches Domizil auf dem Bauernhof

 

11.06.2008 Vestre Bokn, Meerunterquerung, Fährpassage, Bergen, Haukeland, Brattlandsvegen 213 Km (1595 Km)

Nach einer erholsamen Nacht mit Schnarcheinlage (wir waren ja wiedereinmal alle in einem Raum) basteln wir unser Frühstück, fotografieren das Werkstattchaos unseres Bauern, zahlen die Hütte und setzen unseren Weg gen Norden fort. Das Wetter meint es heute Vormittag wieder einmal gut mit uns. Wir kommen nach Haugesund, dessen Innenstadt wir uns genauer ansehen, aber dann doch enttäuscht sind. Um weiter nach Bergen zu kommen unterqueren wir wieder einmal recht tief das Meer, um dann eine weitere Fahrpassage von ca 1, 5 Stunden Dauer zu nehmen. Bernd ist ein wenig nervös, aber heute ist das Wetter gut und wir haben eine sehr angenehme Überfahrt. Gegen Mittag sind wir kurz vor Bergen, wo wir neuen Sprit tanken und einen Imbiss entdecken. Da jeder Lust auf was Warmes hat decken wir uns mit Cheeseburgern und Pommes ein für 15 Euro/Person  !!! Da wir Bergen ausgiebig besichtigen wollen entscheiden wir uns für 2 Übernachtungen und begeben uns, bevor wir in die Stadt fahren auf Unterkunftssuche. Nach einem Hüttenlager im Industriegebiet und einem Campingplatz an der Hauptverkehrsstraße entdecken wir etwas weiter entfernt den Campingplatz Bratland Camping Haukeland  wo wir eine Luxushütte für 1.200 NOK (~150€) die Nacht buchen. Wir haben Fußbodenheizung und allen möglichen Luxus in der Hütte, ja wir bekommen sogar wegen Fußball noch einen nagelneuen Flachbildschirm gebracht (ändert leider nicht daran das es nur ein Programm gibt). Da es zwischenzeitlich dann doch immer wieder einmal geregnet hat duschen wir unsere Koffer ab, satteln nochmals die Motorräder und fahren gemeinsam einkaufen. Heute gibt es Tiefkühlpizza und Bier, und das Frühstück für morgen haben wir auch gleich mitorganisiert. Wir nutzen die Zeit um uns etwas zu erholen, schauen uns Fußball an und den faszinierenden Sonnenuntergang gegen 23.00 Uhr. Wir sind jetzt so ziemlich am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen und die Helligkeit abends ist äußerst gewöhnungsbedürftig.

Am Hafen von Haugesund                                                                     Letzte große Fährpassage nach Bergen                                    Luxusunterkunft in der Nähe von Bergen

 

12.06.2008 1 Tag Pause: Stadtbesichtigung Bergen, Hafenrundfahrt, Fischmarkt, Hanseviertel 30 Km (1625 Km)

An unserem Pausentag gehen wir es etwas langsamer an und  frühstücken erst um halb 9. Ich programmiere das Navi auf den Bergener Hafen und wir machen uns bei strahlendem  Sonnenschein auf den Weg in die Stadt. Wir sind schnell im Zentrum und am Hafen wo wir auch parken. Die Norweger verlangen freundlicherweise in ihren Städten von den Motorradfahrern keinen Maut, aber vom Rest der motorisierten Welt. Wir schlendern an der Festung und am Hafenbecken entlang auf dessen gegenüberliegenden Seite das Hanseviertel Bryggen mit den berühmten bunten Holzhäusern steht. Wir kommen relativ schnell zum Fischmarkt da in Bergen doch alles nicht sonderlich groß ist. Hier versuchen wir hervorragende Lachsbrötchen, bevor wir uns weiter in die Innenstadt zur Marienkirche vortasten. Auf dem Rückweg kommen wir zur Floibahn die wir aber nicht nutzen (führt zu einem Aussichtspunkt in 320 m Höhe). Durch die Fußgängerzone erreichen wir das Theater und auf der anderen Hafenseite die Abfahrtsterminals der Hurtigrutenschiffe, die täglich die 2.700 Km lange Küste und die Städte im hohen Norden mit allem versorgen was die Menschheit braucht (Bergen –Kirkenes 6,5 Tage Fahrt). Auf dem Rückweg kommen wir am Aquarium und der Hochschule vorbei, an der wir dann mit einem Mini-Fähr-Kutter wieder übersetzen zurück zum Fischmarkt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Queen Victoria vorbei, die gerade eingelaufen ist. Anschließend gehen wir zu Mc Donalds zum Mittagessen. Auf dem Weg zurück zu den Motorrädern nehmen wir die Souvenirläden und die alten Bryggen Holzhäuser (Weltkulturerbe) mit ihren verwinkelten Hinterhöfen und Lagerhäusern in Augenschein. Gegen 16.00 Uhr sind wir wieder zu Hause. Die nächste Einkaufsaktion im Supermarkt wird gestartet, diesmal gibt es Köttbular mit Reis, dazu norwegisches Bier. An den Restbeständen von unserem Gurktaler und an Michaels Whisky haben wir uns dann auch noch versucht. Wir machen uns einen gemütlichen Fernsehabend und genießen wieder den späten Sonnenuntergang. Morgen startet ja die nächste Etappe.

     

Das berühmte Hanseviertel in Bergen                                                                              Der legendäre Fischmarkt ......                                            .... und Norwegens Sagenfigur der "Troll"

 

13.06.2008 Brattlandsvegen, Hardangerfjord, Fährpassage, Eidfjord, Voringsvossen Wasserfälle, Hardanger Hochlandsteppe, Geilo, Knuts Hyttegrend  231 Km ( 1856 Km)

Nach Frühstück und einem kleinen Hausputz (sonst zahlt man extra) verlassen wir unser Domizil und fahren Richtung Osten zum Hardangerfjord. Das Wetter ist wechselhaft, und wir kommen nicht weit bis wir unser Regenzeug anziehen müssen. Wir fahren die 7 ca. 30 Km bis wir ans Fjord kommen, von da aus geht es 50 Km am Wasser entlang und dann durch einen 15 Km langen Tunnel. Tunnel und Brücken können sie echt bauen die Norweger. Kurz nachdem wir wieder am Tageslicht sind müssen wir ein weiteres mal mit der Fähre übersetzen. Wir kommen nun vom Hardangerfjord zum Eidfjord (der östlichste Teil des Hardangerfjordes) Es ist Zeit zum rasten, und da es im Eidfjord sogar einen Imbiss gibt und es wieder trocken ist bleiben wir dort zur Mittagspause. Das Fjord ist nun zu Ende und es geht in Serpentinen und teilweise sogar im Kreis durch Tunnels nach oben zum Wasserfall Voringfossen, dem meistbesuchten Wasserfall (183m) Norwegens. Die Landschaft ist unbeschreiblich, und was die Natur hier für ein Loch, bzw. Spalte in die Erde gebaut hat, ist wirklich ein Wunder. Die Wassermassen stürzen in die Tiefe und die Sonne zaubert Regenbögen in die Luft. Richtung Geilo überqueren wir nun die Hardangervidda (die größte Hochebene Europas), sie versorgt die Wasserfälle mit dem nötigen Wasser aus der Schneeschmelze und den Gletschern. Man sieht deutlich das hier die letzte Eiszeit noch nicht all zu lange vorbei ist. Die Temperatur fällt trotz Sonne auf 5 Grad und wir machen Bekanntschaft mit riesigen Schneefeldern und abgeschliffenen Felsen in einer endlos erscheinenden menschenleeren Gegend. Als es nach ca. 100 Km wieder langsam abwärts geht wird das Wetter schlechter und wir müssen kurz vor Geilo (einem wohl sehr bekannten Wintersportort) die Regensachen wieder anlegen. Auch eine Tankpause ist jetzt erforderlich, wo wir uns auch gleich nach einer Unterkunft erkundigen. Da dort niemand anzutreffen ist setzen wir die Suche fort und werden in einer gottverlassenen Hüttensiedlung fündig. In Knuts Hyttegrend. Wir bekommen die Hütte für  550 NOK (79 €) müssen aber nochmals zurück nach Geilo fahren zum einkaufen (Wiener Würste mit Kartoffelsalat). Da es recht kühl und feucht ist machen wir es uns in der Hütte gemütlich (alle Hütten waren bisher sehr gut beheizbar), und machen nur einen kurzen Spaziergang nach dem Abendessen in die Hochsteppe. Es gibt nur Unmengen verkrüppelte Birken und ein wenig Gras. Wir trinken noch unser Gute Nacht Bier und gehen in die Falle, Bernd schläft heute mal aus Geräuschgründen auf der Couch im Wohnzimmer.

Fährpassage über den Hardangerfjord zum Eidfjord                                    Die Wasserfälle Voringsvossen.....            und die unendliche Weite der Hardangervidda Hochebene 

 

14.06.2008 Knuts Hyttegrend, Uvdalsvegen, Kongsberg, Silbermine Kongsberg, Stabkirche Heddal, Telemark, Vradal 368 Km (2224 Km)

Bernd ist der Erste der am nächsten morgen einen Blick aus dem Fenster wirft und schneebedeckte Motorräder nach einer regnerischen Nacht meldet. Wir sind doch ein wenig über die vorherrschenden Temperaturen erstaunt, da wir aber ab heute wieder direkten Kurs Richtung Süden nehmen kann es nur besser werden. Nach Frühstück und Hüttensäuberungsaktion werfen wir den Schlüssel in den Briefkasten (gezahlt hatten wir gestern schon) und starten mit den Regenkombis durch. Im schönsten Landregen kommen wir an die erste Stabkirche in Uvdal. Da die Eintrittspreise aber gesalzen sind fahren wir weiter die 40 Richtung Kongsberg. Und siehe da, das Wetter wird immer besser, desto mehr wir in tiefer gelegene Regionen kommen. Nach endlos erscheinenden Kilometern durch Wald und Wiese an ellenlangen Seen vorbei biegen wir in Kongsberg (die erste größere Stadt) rechts ab nach Heddal. Hier kommen wir an einer Silbermine vorbei an der wir kurz rasten und uns die alten technischen Anlagen und die Ausstellung ansehen. Da eine Mienebesichtigung 2 Stunden dauert fahren wir weiter zur Stabkirche in Heddal. Hier ist der touristische Auflauf doch schon enorm, da es doch die bekannteste und größte Stabkirche in Norwegen ist. Wir schießen tolle Aufnahmen bei super Wetter, und Michael scheut auch keine Kosten in die Kirche hinein zu gehen. Es geht auf der E134 in Richtung Westen weiter, wo wir in einem SB-Restaurant unsere Mittagsrast einlegen. So langsam geht die Quartiersuche wieder los, und wir biegen auf den Telemark Reichsweg Nr.41 ab. Eine sehr interessante 180 Km lange Touristenstraße Richtung Kristiansand, unserem ursprünglichen  Startpunkt. Nach etwa 30 Km ereichen wir eine größere Siedlung an einem schönen See. Ein Campingplatz mit Hütten ist ebenfalls vorhanden. Auf Nachfrage bekommen wir eine super Hütte für 750 NOK (110€) mit Holzofen (und elektr. Heizung) und einem super Blick auf den See. Da alles sehr gut aussieht entscheiden wir 2 Tage zu bleiben. Zahlen müssen wir allerdings in bar, da der Blitz ins Kreditkarten-System eingeschlagen hat. Da Samstag ist, und der Supermarkt (ausnahmsweise mal in der Nähe) nur bis 17.00 Uhr offen hat, ist Eile angesagt, Wir müssen auch noch Proviant für Sonntag und Montag morgen besorgen. Da wir mittags ganz gut gegessen hatten, gibt’s für den Abend nur Brot, das hier in Norwegen aber wirklich gut ist. Auch die Biervorräte werden für 2 Tage entsprechend aufgefüllt. Wir machen ein schönes Feuer in der Hütte, erkunden ausgiebig den Platz, inspizieren unser Boot, das zur Hütte gehört und relaxen auf unserer Terrasse  vor der Hütte. Nach einigen Bierchen und dem Spiel Türkei – Tschechien 3:2 das sich in den letzten 3 min noch für die Türken gedreht hat, geht’s in die Heia. Stefan und Michael kämpfen mit einem 1,5 l Tetrapack Wein aus Michaels Beständen und siegen mit leichten Ausfallerscheinungen.

Die bekannteste und größte Stabkirche bei Heddal                        Der Telemark Touristenweg No. 41 (sehr empfehlenswert !)                  Unsere Hütte am See in Vradal

 

15.06.2008 Vradal 1Tag Pause (Motocross in Skigebiet)

Heute starten wir nach längerem Schlaf mit einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück, da es wieder einmal regnet. Bernd hat schon einen Spaziergang zum (geschlossenen) Supermarkt hinter sich, da er in der letzten Hütte seine Zahnbürste vergessen hat. Gegen späten Vormittag wird das Wetter besser und wir schnappen uns die Ruder und entern unser Boot. Wir rudern einmal um eine kleine Insel herum, erkunden die Umgebung und versenken fast unseren Anlegesteg wegen höherem Blödsinn. Danach ist erst wieder eine Erholungspause in der Hütte nötig. Nach dem nächsten größeren Regenschauer entscheiden wir uns tanken zu fahren und eine kleine Runde durch die Prärie zu drehen. Bernd bekommt sogar seine Zahnbürste an der Tanke. Der nachfolgernde Rundkurs, der auf der Karte nach 20 Km aussieht, beschert uns über 80 Km durch Regen, Wind und Wetter. Die norwegischen Kartenmaßstäbe sind halt doch anders als in Deutschland. Wir werden patschenass und wieder halb trocken, fahren über Schotter und Sand, fahren berauf und wieder hinab, die Straße wechselt ständig den Belag, und irgendwann kommen wir wieder in heimische Gefilde. Wir schauen uns noch eine alte Hüttensiedlung an, ehe wir den gegenüberliegenden Berg in Angriff nehmen. Den sehen wir uns schon 2 Tage an und wundern uns was da los ist. Es handelt sich um ein neu erschlossenes Skigebiet, dessen Schotter-Erschließungsstraße in Serpentinen zum Gipfel führt. Genau das richtige Terrain für Stefan und mich, Bernd dreht vorher schon freiwillig um, nur Michael mit seiner Yamaha bleibt tapfer und schafft es auch bis oben hin. Die Geländemotorräder wollen noch mehr, aber für mich ist dann auch an einem Schotterhang der Aufstieg zu Ende und es geht rückwärts im Schneckentempo wieder zurück. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Michael versucht sich auf dem Rückweg noch als Selbstbedienungs-Schleusenwärter da die beiden vor uns liegenden Seen einen Höhenunterschied von ca.1 m haben. Das Ganze ist aber nicht von Erfolg gekrönt und die Wasserpegel bleiben zum Glück so wie sie sind. Wir verbringen noch einen lustigen Abend mit Tiefkühlpizza und unseren Lieblingsgetränken, bevor wir anfangen zu packen für die Anreise zur Fähre morgen.

 

Wunderschöner Ausblick vor der Hütte                                            Die Buben in ihrem Element (Im Dreck herumfahren)                       Ausblick vom Skiberg in die Seenlandschaft

 

16.06.2008 Vradal Kristiansand, Fährpassage, Hirtshals, Handewitt 539 Km (2763 Km)

Heute sind wir wieder etwas früher dran, da wir noch 180 Km über die Telemark Reichsstraße bis Kristiansand haben und wir ja unbedingt das Schiff erreichen müssen. Michael gibt den Hüttenschlüssel ab und holt sich die Kaution wieder und die Räder rollen gen Süden. Das Regenzeug haben wir praktischerweise schon mal angezogen, denn der Regen wird uns immer wieder mal kurz ärgern. Wir fahren durch riesige Wälder an Flüssen und glasklaren Seen entlang durch eine einzige Einöde. Alle zig Km kommt eine kleine Häuseransammlung oder ein Dörfchen mit Einkaufsgelegenheit. Die Bewohner haben alle ihre Briefkästen an der Hauptstraße an einem zentralen Platz, damit die Post schneller voran kommt. Gegen späten Vormittag kommen wir mehr und mehr in die Zivilisation und kurz vor Kristiansand werden wir zum Abschied nochmal richtig schön von oben geduscht. Wir folgen der guten Beschilderung zum Fährhafen tanken wieder und orientieren uns dort zuerst einmal. Danach parken wir die Motorräder am Bahnhof, entledigen uns unserer Regenklamotten und suchen Unterschlupf vorm Regen in einem Cafe. Als es zu Regnen aufhört schlendern wir durch die Einkaufsmeile und die Hafenanlage von Kristiansand zurück zu den Motorrädern. Wir begeben uns zum Fährterminal und treffen in der Aufstellungszone einige Biker mit denen wir unsere Erfahrungen austauschen. Es bleibt zum Glück trocken, bis wir gegen 15.20 Uhr endlich auf´s Schiff fahren. Die Einweiser vergessen vor Langeweile fast uns aufs richtige Deck zu lotsen. Das Festzurren geht jetzt schon viel besser, und wir können gemütlich nach oben auf´s Deck zum Abschied nehmen von Norwegen. Auf der Überfahrt gönnen wir uns eine kleine Mahlzeit und geben das restliche Geld im Duty Free Shop aus. Danach machen einige von uns ein kleines Nickerchen, denn wir wollen heute ja noch ganz Dänemark durchqueren. Kurz von 20.00 Uhr laufen wir in Hirtshals ein und verlassen zügig das Schiff. Wir stopfen uns an Autobahnanfang die Ohren zu, lassen es laufen und sehen dabei zu, wie die dänische Polizei Jagd auf Temposünder macht. In Ahlborg verfransen wir uns kurz, finden aber wieder den Kurs. Da die Sonne langsam untergeht und die Temperaturen ungemütlich werden (10°C) ziehen wir die Regenkombis wieder an, so lässt es sich gemütlich fahren bis zum nächsten Tankstopp bei Kolding. Inzwischen ist es stockdunkel und wir erreichen die deutsche Grenze gegen 0.00 Uhr. Bis zum Etap-Hotel ist es nicht mehr weit: Wir checken per Computer ein, entladen die Motorräder und suchen im angrenzenden Scandinavian Park nach etwas zum trinken. An der Tankstelle bekommen wir unser Bier und sogar nach ein Flens umsonst vom Kassierer, der uns genauestens über das Spiel Deutschland-Österreich 1:0 informiert. Gegen 1.30 Uhr geht’s zurück ins Hotel und die Heia. Heute schlafen wir richtig gut, war ja auch anstrengend genug. Kosten heute 30 € incl. Frühstück / Person.

    

Die Kirche von Kristiansand                                                         Die Biker im Laderaum beim Motorräder festzurren.....                           ......und auf dem noblen Passagierdeck                                        

 

17.06.2008 Handewitt, Niederjosbach 658 Km (3421 Km)

Wir starten gegen 9.30 Uhr bei bedecktem Himmel, und ziehen auf dem ersten Autobahnparkplatz zum letzten Mal die Regenklamotten an. Kurz hinter dem Elbtunnel und Hamburg tanken wir und entledigen uns wieder der Gummikleidung, da es jetzt richtig schön sonnig wird. Bernd gönnt seiner Kuh zusätzlich noch einen Schluck Öl. Zur Mittagsrast erreichen wir Wülferode, wo wir endlich zu einem anständigen bezahlbaren Stück Fleisch kommen. Der nächste Tankstopp in Kassel wir gleichzeitig als "Arschpause" genutzt, die wir auch bei Alsfeld wiederholen. Der Himmel wird immer dunkler, desto näher wir an heimische Gefilde kommen, wir schaffen es aber tatsächlich trocken gegen 17.30 Uhr in Niederjosbach einzulaufen. Lucas hat den halben Tag im Hof verbracht und auf den Papa gewartet, jetzt ist er endlich da. Wir schießen unser Abschlussfoto, trinken ein Welcome Back Bier und kommen zum Entschluss, das das wieder einmal eine Reise mit knapp 3.500 Km ohne nennenswerte Pannen mit vielen vielen Highlights war. Die Truppe hat wie immer gepasst und die nächste Tour für 2009 kann in die Planung gehen. Zielvorstellung diesmal: Polen / Tschechien (Hohe Tatra) als Favorit, oder auch Ungarn oder Irland. Mal schauen was kommt :-)

 

Auf der A7 zur Mittagsrast in Wülferode....                              ....und bei der letzten Arschpause vor der Heimat                          Alle Biker wieder wohlbehalten zu Hause !!!

 

Allen noch eine schöne Saison 2008

Markus