Freiheit und Hektik - HalloWelt Playgames Getfun

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Freiheit und Hektik (eine philosophische Annäherung)     von Kiro Atsuko
Der Begriff Freiheit und Hektik scheinen sich unschuldig, beiläufig, eher zufällig zu treffen und nichts miteinander zu tun zu haben.
Freiheit hat den Ruf etwas Bedeutendes, Zeitloses und Ehrvolles zu sein. 
Hektik dagegen gilt mehr als unbedeutend, vergänglich, oft ungewollt.

Nähern wir uns beiden Begriffen und versuchen die jetzige aber auch die vergangene Bedeutung herauszufinden.

Freiheit meint häufig nur die Abwesenheit eines bestimmten Einflusses oder auch einer bestimmten (z.B. staatlichen) Macht. Viele Kriege wurden und werden geführt, um die "Freiheit" zu erlangen, d.h. eine herrschende Macht zu beseitigen. Diese "Freiheit" ist dann Vorwand, um den Krieg zu rechtfertigen.
Daraus erhält der Begriff Freiheit auch eine besondere Erhöhung, aber auch eine Einschränkung und Ausrichtung. Löst man sich von dieser "historischen Bedeutung" und läßt den ursprünglichen Sinn zu, sollte die Bedeutung von Freiheit umfassender werden (das wäre gewissermassen die Befreiung der Begriffs Freiheit). Freiheit (für eine einzelne Person) bedeutet, dass alle Wege, alle Tätigkeiten, alle Gedanken zu jeder Zeit möglich sind und es wirklich keine Einschränkungen und keine Einflüsse gibt, die diese Möglichkeiten begrenzen.
In einer realen Welt erkennt man an dieser Stelle schnell die Grenzen. Diese Grenzen finden sich banal im nächsten Stau, im eigenen Terminkalender aber auch in gesellschaftlichen Vorschriften. Diese Grenzen finden sich auch z.B. in gruppendynamischen, partnerschaftlichen und beruflichen Prozessen (man ist eben nicht alleine auf der Welt). So gesehen sind wir weit weg von einer Freiheit (von der "vollkommenen Freiheit"). Die vollkommene Freiheit würde unberechenbare (Neben-)Wirkungen haben und ein sicheres Leben in der realen Welt eher unmöglich machen. Diese Freiheit ist damit wenig realistisch. Eine These der Freiheit: je kleiner mein Umfeld ist, desto größer kann die Freiheit sein (einfach ausgedrückt: wenn ich alleine im Schlafzimmer bin, herrscht die größte Freiheit).

Der Begriff Hektik ist eher nicht durch geschichtliche Prozesse beeinflusst, vermutlich weil Hektik nicht mit einem edlen Wert verbunden ist, sondern mehr einen vergänglichen Charakter hat (obwohl vom ursprüngliche Sinn {griech. hekticos}ein "anhaltender Zustand" gemeint ist). Hektik kann aufkommen, wenn etwas schnell gehen muss, gleichzeitig der Weg dorthin oft nicht ganz klar ist oder unvorhergesehene Hindernisse auftauchen. Das Risiko der Hektik steigt, wenn Vorgänge beschleunigt werden sollen, ein Ziel angestrebt wird und die Aufmerksamkeit konzentriert wird. Sehr häufig verursacht Hektik das Gegenteil von dem was angestrebt wird, weil Beschleunigung und übertriebene Fokusierung einen Kontrollverlust bewirken können. Es kann zu einer Eskalation der Hektik kommen: noch mehr Beschleunigung noch mehr Fokusierung noch mehr Kontrollverlust. Die Hektik wird dann sichtbar, fühlbar, zermürbend manchmal sogar zerstörend.
Die These zur Hektik ist: Es müssen mindestens drei Bedingungen erfüllt sein, damit Hektik auftreten kann: 1. Ein muss ein Zeitziel vorhanden sein 2. Es liegt ein Handlungsziel oder Wirkungsziel vor 3. Die Priorisierung liegt hoch

Betrachtet man diese drei Bedingungen, lassen sich auch Vorstufen zur Hektik erkennen.
 Zum Beispiel die Ernsthaftigkeit. Die Ernsthaftigkeit liegt erstaunlicherweise sehr häufig nahe an der Hektik und verfällt ihr auch schnell. Wer etwas sehr ernst meint und es so vorträgt (denken Sie einfach an einen ernsthaften Chef), erfüllt oft die drei Bedingungen der Hektik: Es wird ein gewünschte Wirkung formuliert (Handlungsziel), es wird die Wichtigkeit unterstrichen (Priorität liegt hoch) und es fallen Wörter wie z.B. "sofort, umgehend" (Zeitziel). Bei der Ernsthaftigkeit spricht allerdings der ernste, oft ruhige bzw. unhektische Ton gegen Hektik. Die Ernsthaftigkeit wird trotzdem schnell zur Hektik, wenn andere Möglichkeiten wegbrechen, also eine gewisse (oder auch nur gefühlte) Ausweglosigkeit entsteht oder ggf. ein gradueller Verlust der Selbstbestimmung erkennbar ist.
Eine andere Vorstufe zur Hektik ist der Krieg. Der Krieg hat immer ein Handlungsziel (Befreiung, Eroberung, etc.) eine zeitliche Vorgabe, und eine Priorisierung. Der Krieg verfällt emotional häufig der "hektischen Ernsthaftigkeit", verbunden mit Ausweglosigkeit und Verlust der Selbstbestimmung.
Interessant ist auch die mögliche Hektik innerhalb eines Spiels. Hier gibt es ein Handlungziel (durch Spielregeln), eine zeitliche Vorgabe (bestimmt duch Spielablauf) und eine Priorisierung (man möchte halt siegen). Hier ist die Hektik aber nur simuliert oder virtuell. Es besteht immer die Freiheit, das Spiel zu beenden. Bestünde diese Freiheit nicht, wäre es kein Spiel mehr, sondern "pure Hektik". Die im Film Tribute von Panem dargestellten "Hungerspiele"  sind z.B. zerstörerische Hektik ohne spielerische Freiheit.

Ist Hektik immer schlecht, Freiheit immer gut? Eher nicht. Es hängt davon ab, welches Ergebnis erreicht wird und vor allem auch, wie sich die Beteiligten innerhalb der Freiheit und Hektik fühlen. Freiheit und Hektik stehen (in heutiger und vergangener Zeit) in einem andauernden Spannungsfeld. Die reine Freiheit und die reine Hektik können zerstörerische Kräfte entfalten. Freiheit und Hektik können regulierend aufeinander wirken. Die endlosen Möglichkeiten der Freiheit können durch eine "abfedernde Hektik" auf ein menschliches und tragbares Mass begrenzt werden. Eine extreme und oft unmenschliche Hektik kann durch eine regulierende Freiheit auf ein menschliches und tragbares Mass begrenzt werden. Freiheit wird so zum notwendigen Gegenspieler der Hektik und umgekehrt. 
 
 
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